Nicht nur bei Rainer war die Hölle losHeute gibt es Premium-Content vom Feinsten.

Bis letzte Woche war mir Thomas Brune (der erste offizielle Extrabreit Fotograf, dem St. Kleinkrieg auch ein Kapitel in seiner “Kartei der Ehemaligen und Veteranen” widmete) nur durch einen sehr regen und aufschlußreichen E-Mail-Verkehr bekannt.

Der Kontakt gipfelte letztendlich mit Thomas wunderbarer Spende der schönen Fotos von Extrabreits erstem Auftritt mit Kai Havaii als Sänger, die Thomas 1979 persönlich geschossen hat.

Thomas lebt und arbeitet heute in Magdeburg und so mancher E-Mail Wechsel endete mit dem Versprechen, “wenn ich mal wieder in Hagen bin, dann treffen wir uns und ich mache mit Euch eine Extrabreite Safari durch Hagen”.

Letzte Woche hat Thomas zum 75. Geburtstag seiner Mutter endlich wieder Hagen aufgesucht. Diese Gelegenheit verband er auch damit, mit Käptn Horn und St. Kleinkrieg ein Wiedersehen auf Stefans Ranch zu Feiern.

Am Donnerstag Abend haben Moni und ich uns dann auf den Weg nach Hagen gemacht und Thomas endlich persönlich getroffen. Ein schöner Abend mit Thomas und eine spannende Rundtour durch meine Heimatstadt waren uns garantiert.

Die Eindrücke dieser Tour will ich dem Rest der Gemeinde nicht vorenthalten.

Klick den Link am Ende und komm mit auf Tour durch Hometown….

Damals war Thomas (wie auch Stefan in seiner Kartei erwähnt) dadurch ausgezeichnet, daß er ein Auto hatte und die Band durch die Gegend und zur nächsten “Jägermeister-Versorgungsstation” kutschierte. Am Steuer hat ihn schon 1979 Ralf Denz festgehalten. Fast 27 Jahre später konnte ich auch eine solche Aufnahme schiessen, da Thomas diesesmal uns durch Hagen kutschierte…

von Ralf Denz


und 2006 von mir


Am Haus seiner Eltern sammelte uns Thomas ein. Nach einer ausführlichen Begrüßung war die erste Station unserer Tour das Haus, in dem Stefan Kleinkrieg aufgewachsen ist und in dem er die ersten Songkostproben seinen Freunden (auch Thomas) präsentierte, bevor noch über eine Band geredet wurde.

Die Krabbelstube der Breiten


Von hier aus begaben wir uns zur nächsten Station, der Volksschule die Thomas, Rolf und Stefan besuchten….

Bildungsstätte1


... und auf deren Rückseite eines der ersten Bandfotos aufgenommen wurden. Vor dieser Wand posierten die Breiten für ein Foto, dass noch verschollen ist, aber Thomas ist sich sicher auch diesen Schatz noch irgendwo aufzutreiben. Lustigerweise suchten die Breiten damals Locations die Klarheit und Ruhe im Sinne des aufkommenden New-Wave austrahlten. Die Auswahl dieser Location sorgte auch sofort für Streitereien (“das passt doch gar nicht…”)

Die Rückseite der Schule und erste Fotolocation


Am Vorvorabend haben Thomas und Stefan Kleinkrieg festgestellt, dass sie innerhalb eines Jahres im selben Gebäude das Licht dieser Welt erblickt haben. Die ehemalige Frauenklinik Hagen lag dann auch auf unserem Weg. Interessanterweise diente die lustige Bude einige Jahre vorher der Waffen-SS als lokale Zentrale.

Hier konnte man heimelig in unsere Sphären gleiten


Die nächste Station war der erste Probenraum der Breiten in der Färberstraße. Damals eine stillgelegte Fabrik in der jeder Hagener der eine Gitarre halten konnte probte, heute ein “Muckibude” für “Horst” und “Uschi” in Hohenlimburg. Aber wenn man davor steht kann man sich durchaus vorstellen, dass hier mal eine echte “Gründerzelle” war.

Die Fabrik an der Färberstrasse Die Färberstrassenfabrik


Das erste wirklich offizielle Bandfoto wurde dann in einem kleinen Steilhang produziert und ist auf Stefans Homepage in der Folge über Horst-Werner Wiegand zu sehen.

Das Bandfoto im Steilhang


Und da auch dieser Fleck auf unserem Weg zu sehen war hielten wir auf ein Foto an, auch wenn die originale Stelle wegen Wachstum und Verwitterung nicht auf den Meter genau auszumachen war gibt es einen aktuellen Shot.

Der besagte Steilhang heute


Die nächste Station auf dem Weg nach Wehringhausen war das Theodor-Heuss-Gymnasium (THG) auf dem sich fast alle Beteiligten der damaligen Hagener Szene mit Bildung vollsaugten. Kai Havaii war hier Schülersprecher und legte ein sagenumwobenes Abi von 1,3 hin. Ein Jahr später erbte Thomas den Job des Schülersprechers, scheiterte aber an Kais Vorgabe – es langte nur zu 1,4.

Über das THG hat der Spiegel mal einen interessanen Artikel geschrieben – mit so interessanten Aussagen wie “Ein Gymnasium mit einem Drogenproblem…”

Das THG Hagen


In Wehringhausen angekommen besuchten wir die Buscheystrasse 56 und 54 – die damals die Kreativzentralen der Szene beherbergten. Details in der “Beiten Story” und Stefans Kartei. Heute sind die damaligen Keimellen des deutschen New Wave und der Hagener Szene veritable Behausungen für Jedermann.

B56B54


Nur ein kurzer Fußmarsch den Hang hinunter und wir waren am Wilhelmsplatz angelangt. Ihr wisst schon…

Der Wilhelmsplatz - Die Keimelle


Hier fand das legandäre Stadtteilfest statt, bei dem Extrabreit dem Publikum Kai Havaii erstmals als Sänger präsentierte. Horst Werner Wiegand wollte sich auf seine Künstlerschiene zurückbesinnen und die Stelle als Sänger bei den Breiten war vakant. Musiker mit Talent gab es reichlich in Hagen aber Sänger waren spärlich gesät. Aber Stefan gelang es den Besten für die gerechte Sache zu überzeugen. Auf dem Marktplatz entstanden die wunderbaren Bilder die Thomas vor einiger Zeit spendete und die in der Liverubrik meiner Seite zu bestaunen sind.

Hier sind zwei Bilder, die das Wiedererkennen der damaligen Location erleichtern. Die Bühne stand vor einem kleinen Gebäude und im Hintergrund ist ein beleuchtetes Fenster zu sehen.

1979 Wilhelmsplatz Wehringhausen

Live auf dem Wilhelmsplatz
Und tatsächlich – Das Gebäude entpuppt sich noch heute als Stromversorgungszentrale für den Ortsteil Wehringhausen und steht am unteren Ende des Platzes. Das erleuchtete Fenster, das auf dem ersten Foto im Hintergrund zu sehen ist, dürfte damit zu “Rainer” der legendären Kneipe aus dem Song “Bei Rainer ist die Hölle los” gehören. Er ist auf der Spezial Edition “Unerhört” erstmals nach mehr als 25 Jahren wieder zu hören. Die Demokasstette galt lange als verschollen, schlummerte aber im Keller von Thomas Bruhne (vgl. Die Extrabreit Story von Kurt Großkurt auf www.die-breiten.de).

Auf dem folgenden Foto ist das Stromversorgungshäuschen zu sehen. Der rote Pfeil zeigt den Eingang zu “Rainer”

Dort stand die Bühne


Von der Bühne aus blickten die Breiten damals den Platz hinauf, an dessen oberen rechten Ende auf der anderen Strassenseite übrigens die Kneipe “im Fässchen” steht, das der Fliegerrunde einige Zeit als Unterschlupf für ihre monatlichen Gelage diente und wo Stefan und Kai uns auch einmal besuchten.

Der Blick von der Bühne


Im Fässchen - oben rechts


Bei Rainer ist (war) die Hölle los – Im Intro der Demoversion zum Song beschreibt Stefan wie so ein verkniffener Typ über den roten Platz schleicht (Wilhelmsplatz) und “dann geht er so ne kleine Treppe hoch, öffnet die Türen und entgegen schallt ihm mördedrischer Sound….”

Treffend beschrieben – Später verlagerte sich die Kneipe ein paar Lokale die Straße runter und hieß Sumpfblüte. Hier wollte uns Thomas das inoffizielle Büro der Breiten zeigen. Aber leider ist auch diese Lokalität heute geschlossen – wird aber zur Zeit umgebaut.

Bai Rainer war die Hölle los - Die Sufen empor zum SoundSumpfblüte ist auch verblüht


Thomas versicherte, dass alle in dem Song “Bei Rainer…” beschriebenen Typen tatsächlich existier(t)en und recht treffend beschrieben wurden.

Gegenüber der Sumpfbüte stand dann auch damals das einzige besetzte Haus Hagens (Haus der Elche) auf dessen Dachfirst Käptn Horn den legendären Spaziergang mit den zwei Flaschen Söhnlein Brillant und “Wir lassen uns das Singen nicht verbieten” singend hinlegte.

Gegenüber der Sumpfblüte (rechts) stand das


Am Wilhelmsplatz liessen wir auch dann diese schöne Tour bei einigen Bierchen mit vielen, vielen extrabreiten Anekdötchen ausklingen.

Mit Thomas saßen wir noch lange zusammen und tauschten Storys aus


Auf dem Rückweg hielten wir noch kurz in der Mauerstrasse an, die einen Block vom Wilhelmsplatz entfern liegt. Hier hatte Käptn Horn im Erdgeschoss damals seine Wohnung die den Breiten oft als Unterkunft diente. Thomas schwärmt noch heute von diesen Abenden und Nächten (inklusive dem gigantischen roten Sofa – ohne Sprungfedern).

Die damalige Wohnung des Käptn war heute verrammelt.


Lieber Thomas – es war uns ein Festessen Dich endlich persönlich kennenzulernen, dass wir dies mit einer so schönen Tour durch unser beider Hometown verbinden konnten war doppelt toll. VIELEN DANK.